Das Statistische Bundesamt meldet für viele überraschend beim deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal 2022 ein leichtes Wachstum von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Damit ist Deutschland offiziell noch nicht in eine Rezession abgerutscht, obwohl andere Indikatoren schlechtere Zahlen erwarten ließen. Hier ein Überblick über die aktuelle wirtschaftliche Lage im Herbst:
Konsumneigung stabilisiert
Der leichte Aufschwung zwischen Juli und September ist offensichtlich durch die hohe Binnennachfrage getrieben. Wie jeder beim Gang durch die Städte und Naherholungsgebiete sehen kann, sind die Restaurants vor allem angesichts des schönen Wetters voll. Die Außengastronomie boomt. Auch die Urlaubsgebiete in Deutschland sind im Spätsommer gut frequentiert. Der Nachholbedarf nach den harten Corona-Zeiten ist offenbar hoch. Man gönnt sich was. So verwundert es nicht, dass die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für Oktober einen leichten Anstieg des Konsumklimas in Deutschland voraussagt.
Inflation bleibt länger
Doch nicht jeder kann sich das leisten. Bei vielen deutschen Haushalten mit geringem und mittlerem Einkommen nagt die Inflation weiter am Budget. Der Verbraucherpreisindex ist im Oktober auf 10,4 Prozent gestiegen. Damit ist die Inflationsrate in Deutschland nach September erneut zweistellig. Die deutsche Bundesbank warnt bereits, dass die Geldentwertung länger andauern wird, obwohl die Strom- und Gaspreise im Oktober überraschend und wohl nur vorübergehend wegen des guten Wetters und der mittlerweile gefüllten Gasspeicher gefallen sind.
- Erzeugerpreise: Die Preise im Geschäft zwischen den Unternehmen stiegen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im September 2022 um satte 45,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es ist zu erwarten, dass ein Großteil dieser Preissteigerungen mit einer Zeitverzögerung bei den Konsumenten ankommt.
- Lohn-Preis-Spirale: Der Mindestlohn ist im Oktober auf 12 Euro pro Stunde gestiegen. Für viele Branchen aus dem Niedriglohnbereich wie das Gastgewerbe bedeutet das einen Anstieg der Personalkosten um über 20 Prozent. Auch in den etablierten Industriebranchen und im öffentlichen Dienst ist mit hohen Tarifabschlüssen zu rechnen, um die steigenden Verbraucherpreise zumindest teilweise zu kompensieren.
- Nachfragestimulierung: Die Bundesregierung legt immer neue Stützungs- und Hilfsprogramme auf, wie z. B. den neuen „Doppel-Wumms“ in Höhe von 200 Mrd. Euro. Das Geld wird größtenteils direkt an Haushalte und Unternehmen ausgeschüttet und kann sofort nachfragewirksam werden.
- Angebotsverknappung: Bei Rohstoffen, Material und Vorprodukten gibt es immer noch Lieferengpässe. Aber auch im Inland sorgen hohe Krankschreibungen und noch bestehende Quarantäneregelungen dafür, dass viele Dienstleistungen verknappt werden. Eine hohe Nachfrage trifft auf ein verringertes Angebot und treibt die Preise.
Zinssätze steigen weiter
Große Gefahr für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland droht von weiteren Zinssteigerungen. Die EZB hat den Leitzins jüngst um 0,75 Prozentpunkte auf 2 Prozent angehoben und den Ankauf von Staatsanleihen reduziert. Im Zuge dessen steigen auch die Zinssätze für Immobilien- und Unternehmenskredite weiter auf mittlerweile über 4 Prozent. Das Bauhauptgewerbe verzeichnet bereits Auftragsrückgänge.
Steigende Energie- und Materialkosten gepaart mit steigenden Zinssätzen werden auch den Druck auf viele Unternehmen erhöhen, die über keine stabilen Geschäftsmodelle verfügen. Creditreform und andere Auskunfteien sehen bereits in ihren Daten eine sich verschlechternde Zahlungsmoral und erwarten daher auch wieder zunehmende Unternehmensinsolvenzen. Dass der Druck auf den Mittelstand steigt, zeigt auch eine aktuelle Befragung des ifo-Instituts aus München. Danach plant ein Viertel der über 1.060 Befragten in nächster Zeit einen Arbeitsplatzabbau.
Fazit
Die Lage bleibt angespannt. Umso wichtiger sind eine professionelle Liquiditätsplanung, eine stabile Finanzierung und ein wachsamer strategischer Blick für neue zukunftsfähige Geschäftsmodelle. Unsere Firmenkundenberater*innen stehen Ihnen als kompetente Ansprechpartner gerne zur Seite. Sprechen Sie uns bitte an.
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